Dr. Jeffrey Schwartz: Du bist mehr als dein Gehirn (Das 4-Schritte-Protokoll)
In Dr. Jeffrey Schwartz’ “Du bist mehr als dein Gehirn” wird ein leicht zu verstehendes 4-Schritte-Protokoll vorgestellt, welches erklärt wie wir unsere festgefahrenen Gewohnheiten überwinden können. Dabei ist es egal, ob es sich um Handlungsgewohnheiten, wiederkehrende Gedanken oder Emotionen handelt.
Schritt 1: Bewusstwerdung der negativen Gedanken. Dies erfordert Achtsamkeit, welche durch regelmäßige Meditation trainiert werden kann. Achtsamkeitsmeditation sorgt dafür, dass zwischen einer automatischen Reaktion eine kurze Pause entsteht, welche dem Praktizierenden die Möglichkeit gibt, sich gegen die automatische und für eine selbstbestimmte Reaktion zu entscheiden. Das Zeitfenster der Pause wird durch regelmäßige Praxis größer, somit die Veränderung von Automatismen leichter.
Schritt 2: Dem negativen Gedanken einen Namen geben. In dem Moment, in dem wir einem Gedanken / einem Automatismus einen Namen geben, entsteht eine Trennung zwischen ich (dem Betrachter) und der Sache (dem Automatismus). Hierbei ist es nicht notwendig einen besonders spezifischen Namen zu finden. Hauptsache der Automatismus bekommt ein Etikett.
Schritt 3: Fokus auf eine positive Handlung. Sobald der Automatismus einen Namen hat gilt es die Aufmerksamkeit auf eine positive Handlung zu lenken und diese auszuführen. Was genau gemacht wird ist zweitrangig, primär geht es darum, dass dem Automatismus nicht mehr nachgegangen wird und nach Möglichkeit die positive Handlung sich mindestens neutral, im Idealfall positiv anfühlt. Denkbar wären, je nach benötigter Intensität: Kurze Meditationspause, Malen, Tanzen, eine der hier vorgestellten Aufnahmen hören, Joggen gehen, mit einem guten Freund / einer guten Freundin telefonieren, etc.
Schritt 4: Liebevolle Selbstreflexion. Sobald die Situation überstanden ist, gilt es aus einer liebevollen Perspektive den Ablauf zu betrachten. Hier sind Fragen interessant wie: “Was war der Trigger für den Automatismus?”, “Wie gut hat das Erkennen funktioniert?” “War die positive Handlung effektiv, oder möchte ich in der Zukunft eine andere anwenden?”. Schlussendlich sorgt Schritt 4 dafür, dass sich das Selbstbild wandelt und man das Schwartz-Modell verinnerlicht.
Wie könnte eine konkrete Anwendung aussehen?
Beispiel: Verlangen nach Süßigkeiten
Der Anwender merkt, dass in ihm ein Bedürfnis nach Süßigkeiten auftaucht. Wichtig für die Anwendung von Jeffrey Schwartz’ Modell ist es, hier bereits zu merken, dass dieses Bedürfnis kein selbstgewählter Wunsch ist sondern ein Verlangen (“Das bist nicht du, das ist nur dein Gehirn!”). Damit ist Schritt 1 abgeschlossen. Im zweiten Schritt wird dem Verlangen ein Name gegeben (“Verlangen” reicht als Name vollkommen). Dadurch kommt es zur Trennung zwischen Anwender von Gewohnheit – ein wichtiger Schritt! Im dritten Schritt wird die Aufmerksamkeit auf eine alternative Handlung gelegt, zum Beispiel entscheidet sich der Anwender dazu eine 5-Minuten-Atemmeditation zu machen. Im vierten Schritt wird das Erlebte reflektiert: Wie hat die Anwendung funktioniert? Was könnte bei der nächsten Anwendung besser laufen?